Aramäer erinnern an Völkermord

Arbeitsgruppe fordert ein Mahnmal in der Innenstadt

VON KATRIN CLEMENS

Treffpunkt | FOTO: RAIMUND VORNBÄUMEN
Gütersloh. Rund 1.000 Menschen haben mit einem Schweigemarsch durch die Innenstadt an die Opfer des Völkermordes im Osmanischen Reich erinnert. Die syrisch-orthodoxen Kirchengemeinden und die Arbeitsgruppe Seyfo d’Suryoye wünschen sich eine Aufarbeitung der historischen Ereignisse.

Im Jahr 1915 kamen im Osmanischen Reich zahlreiche Aramäer/Assyrer, Armenier und Griechen bei Massakern und Deportationen ums Leben. Diese Ereignisse haben viele Staaten mittlerweile offiziell als Völkermord anerkannt, die Türkei hingegen nicht. Präsident Recep Tayyip Erdogan sprach den Nachfahren der armenischen Opfer am vergangenen Mittwoch sein Beileid aus, allerdings ohne die Taten als Völkermord zu bezeichnen.

„Wir sehen darin eher eine Änderung der Rhetorik als eine Änderung der Politik“, sagt John Gültekin, Sprecher der Gütersloher Arbeitsgruppe Seyfo d’Suryoye. Die Gruppe ist benannt nach der aramäischen Bezeichnung für den Völkermord, die übersetzt „Jahr des Schwertes“ heißt. Sie will die Ereignisse des Jahres 1915 stärker ins Bewusstsein der Öffentlichkeit rücken und hat dazu den Schweigemarsch organisiert.

Vom Marktplatz aus liefen die Teilnehmer zunächst zum Gedenkstein an der Feldstraße, Ecke Daltropstraße. Der Stein soll an die frühere Synagoge und die Opfer des Holocausts erinnern. Einen ähnlichen Ort des Gedenkens wünscht sich auch die Arbeitsgruppe. „Für uns ist nicht wichtig, was es ist oder wie groß es ist“, sagt Gültekin. „Es geht nur um eine symbolische Geste der Stadt Gütersloh.“ Im gesamten Kreis wohnen etwa 15.000 Aramäer, deren Familien schon seit Generationen hier leben. In einem Gedenkstein sehen sie sowohl eine Anerkennung von Seiten der Stadt als auch die Möglichkeit, ihrer Vorfahren zu gedenken.

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